Mitten hinein in mein "Urlaubssemester" hier in Schweden platzte die Europäische Handball Föderation (EHF) mit der Ausschreibung von acht "Young Reporters'"-Stellen für die Handball-EM im Januar in Dänemark. Da ich hier in beinahe vollkommener Handball-Abstinenz lebe, kribbelte es natürlich gleich in den Fingern. Und was soll ich sagen, es hat geklappt! Im Januar werde ich also für die EHF aus Kopenhagen (weil dort die Schweden ihre Vorrundenspiele haben) berichten!
Natürlich wollte die EHF uns Nachwuchsreporter nicht ohne Schwimmring ins kalte Wasser schmeißen. Also gab es im November ein Vorbereitungsseminar im dänischen Arhus. Das war vielleicht spannend! Ich fand mich alleine unter Dänen wieder, die alle auf irgendwelche Journalismus-Akademien gehen und im Vergleich zu mir schon Profis sind. Und alle supernette und interessante Menschen.
Am Sonnabend haben wir fast zehn Stunden durchgepowert und in drei Sitzungen viel Grundlegendes für unsere Arbeit im Januar besprochen. Wie stelle ich die richtigen Fragen in der Mixed Zone? Was macht eine gute Überschrift aus? Wie schreibe ich eine Vorschau? Einen Spielbericht? Einen Nachdreher? Das war für uns alle nicht ganz neu, aber dennoch interessant, weil mit Svend Bertil Frandsen ein EHF-Reporter dabei war, der viele Anekdoten und eigene Erfahrungen beisteuern konnte. An Halbzeit zwei des diesjährigen Champions-League-Finals haben wir dann den Ernstfall geprobt und während das Spiel auf dem Fernsehbildschirm lief unseren Spielbericht geschrieben. Abends hatten wir dann noch eine kurze Besprechung mit dem Pressechef der dänischen Nationalmannschaft, der uns interessante Einblicke in die Organisation eines solchen Turniers gab und verriet, wie man sich mit seiner Zunft als Journalist gutstellen kann.
Am Sonntag ging es dann richtig los. Nach einer kurzen vierten Sitzung mit dem Titel "How to capture the personalities of the sport?" ging es nach Ikast, wo wir vom Damen-CL-Spiel des FC Midtjylland gegen MKS Selgros Lublin berichteten. Herausforderung Nummer eins: Spielerinnen wiedererkennen (keiner von uns war Frauenhandball-Experte), Herausforderung zwei: alles auf Englisch.
Eine sehr spannende Erfahrung. Auch wenn die fremde Sprache auf den ersten Blick die größte Hürde ist, gibt es doch noch viele andere Dinge, die man bedenken muss. Wie sind die Gepflogenheiten der Heimmannschaft im Umgang mit der Presse? Stehen die Spielerinnen direkt nach dem Spiel Rede und Antwort oder erst nach dem Auslaufen? Welche der polnischen Spielerinnen sprechen Englisch? Wie kommen wir an Trainerstimmen?
Dank eines polnischen Kollegen, der seine Dolmetscherdienste anbot, gelang es mir ein Zitat der Lublin-Trainerin zu bekommen. Ein gutes Training für die EM. Denn da warten auf mich und meine Reporter-Partnerin Claudia neben den Schweden als Interviewpartner noch Kroaten, Weißrussen und Montenegriner.
Ich bin jedenfalls schon voller Vorfreude! Die Handballberichterstattung hat mir doch etwas gefehlt in den vergangenen Monaten. Und der Dänemark-Aufenthalt wird mir bestimmt helfen, das Post-Erasmus-Syndrom (soll gefährlich sein; Depressionsgefahr und so...) ein bisschen aufzuhalten und mich auf mein Praktikum bei der Sport Bild im Frühjahr vorbereiten :-)
Also: Fortan werden englische Handballbegriffe und Spielberichts-Wendungen gepaukt! Und die Kader der Weißrussen, Kroaten und Montenegriner...
Hier gibt's unser Werk aus Ikast zum Nachlesen.
Und hier waren wir selbst Berichterstattungsgegenstand auf der EHF-Homepage.
Das hört sich echt alles super an! Ich bin schon so gespannt auf deine Berichte... dafür les ich sogar was über die Weißrussen ;) Und ja, Post-Erasmus-Depression ist sehr gefährlich, darf man nicht unterschätzen!
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