Sonntag, 22. Dezember 2013

Julstaden Göteborg



Nun bin ich also auf „Heimaturlaub“ in Kiel, bevor es im Januar in die heiße Prüfungsphase in Göteborg geht. Wie schön es ist, zu Weihnachten nach Hause zu kommen! :-)
Nur: Wo ist denn hier die Weihnachtsstimmung? Wenn meine durch die Weihnachtsstadt Göteborg nicht schon seit Mitte November so gefestigt wäre, würde mir jetzt doch etwas fehlen.
Aber wer in Göteborg wohnt, kommt um echtes Weihnachtsfeeling nicht herum, was mich zum Thema dieses Posts führt: Göteborg ist die selbsternannte „Julstad“ (Weihnachtsstadt) Schwedens. Da kann selbst Stockholm nicht mithalten, das habe ich selbst ausgetestet.
Los geht’s im November, wenn der große Vergnügungspark Liseberg nach zweimonatiger Herbstpause seine Pforten wieder öffnet und sich wie von Zauberhand in einen Riesenweihnachtsmarkt verwandelt präsentiert. Abermillionen Lichter glitzern in den Bäumen, an den Häusern, in den Fahrgeschäften und es gibt eine großartige Eislauf-Show, die alle schwedischen Weihnachtsthemen auf humorvolle und recht amerikanisiert-kitschige Art präsentiert. Dennoch ist sie großartig. Mir hat sie mit jedem Mal besser gefallen. Zu Weihnachten ist ein bisschen Kitsch ja auch erlaubt. Und wenn gerade keine Show auf der Eisbahn läuft, darf man sich selbst auf die Kufen stellen und umgeben von Lisebergs Glitzerwelt ein Paar Runden auf dem Eis drehen. Superschön, aber ein bisschen deprimierend zwischen all den Schweden, die von Kindesbeinen an jeden Winter auf dem benachbarten zugefrorenen See Eishockey gespielt haben und dementsprechend elegant dahingleiten, während man selbst mit einer der bereitstehenden Kinderstützen liebäugelt, die noch nicht mal die kleinsten Schweden benutzen…
Weil die meisten Fahrgeschäfte im Winter nicht geöffnet sind, müssen die Besucher anders unterhalten werden. Deshalb gibt es eine Mittelalter- und eine Lappland-Ecke, beide sehr liebevoll gestaltet und sehenswert. Das Highlight für die Kleinen ist der Weg zum tomtefar (Weihnachtsmann), der in seiner Wichtelwerkstadt thront und den Kindern ihre Wunschlisten abnimmt. Hier kann man sich nicht nur mit dem schwedischen Weihnachtsmann (der übrigens mit der tomtemor verheiratet ist) fotografieren lassen, sondern auch seinen Helfern, den tomtenissar, dabei zusehen, wie sie Wunschzettel beantworten und Geschenke produzieren und verpacken. Ein mit vielen liebevollen Details gestalteter Augenschmaus für Groß und Klein.

Der Weihnachtsmarkt im Liseberg ist aber bei weitem nicht Göteborgs einziger. Fast jeder Stadtteil hat seinen eigenen, besonders gemütlich ist der im Szeneviertel Haga. Selbst auf einer Schäre wird am Wochenende einer veranstaltet. Wobei das schwedische Verständnis von Weihnachtsmarkt keinesfalls einen überfüllten Platz mit Fressbuden und Gedrängel plus Glühweinleichen bedeutet. Drei Buden mit weihnachtlicher Deko, aus denen Handarbeit und Glögg verkauft werden, können auch als Weihnachtsmarkt bezeichnet werden. Den Glögg (Glühwein) gibt es in esspressotassengroßen Becherchen und der Alkoholanteil an dem Schlückchen beträgt höchstens 2,1%. Trotzdem kostet er drei Euro. Dafür ist er aber definitiv leckerer als deutscher Glühwein.

Der Hauptgrund für Göteborgs Beinamen „Julstad“ ist jedoch die Weihnachtsbeleuchtung, die das winterliche Stadtbild prägt. Jede Straße in der Innenstadt ist anders geschmückt, die Hochschule für Musik und Tanz beschallt die umliegenden Straßen rund um die Uhr mit selbst aufgenommenem Chorgesang und auf die Fassade der Kunsthalle wird eine beeindruckende Lightshow projiziert. Obwohl diese Massenbeleuchtung Unmengen an Energie verschlingen muss, wird sie auch in der tiefsten Nacht nicht ausgeschaltet.
Erster Höhepunkt der Vorweihnachtszeit war die offizielle Lucia-Krönung am 6. Dezember. Ein Event, bei dem die diesjährige Lichterkönigin gekrönt und die Weihnachtbeleuchtung der Stadt offiziell angeschaltet wurde. Jedes Jahr wird betont, dass die Wahl zur Lucia keineswegs ein Schönheitswettbewerb sei, sondern es einzig und alleine auf eine schöne Gesangsstimme ankomme. Komischerweise ist die Lucia dann doch immer eine große, blonde und hübsche junge Frau. Und singen kann sie auch.
Am richtigen Lucia-Tag, dem 13. Dezember, ist dann sowieso jede Schwedin eine Lucia und läuft mit Kerzen oder Glitzerband im Haar durch die Gegend. Wir Austauschstudenten haben natürlich das volle Lucia-Programm mitgenommen. Weil wir gerade am Vortag aus Lapplands Schneemassen heimgekehrt waren, waren wir auch in der richtigen Weihnachtsstimmung. Also ging es morgens zum Luciamorgen in die Hagakyrka und abends ab zum Götaplatsen, wo wir uns mit Glitzerband im Haar und Elektrokerze in der Hand dem Luciazug zum Liseberg anschlossen. Ein schönes Erlebnis, das definitiv zur Steigerung des Weihnachtsgefühls beitrug. Und das hält immer noch an. Auch wenn das Wetter in Göteborg ähnlich wenig weihnachtlich wie hier.

Euch allen also ein Frohes Fest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich tolles Jahr 2014!
God jul och gott nytt år!


Jul på Liseberg! :)
 
Luciamorgon i Hagakyrkan
 
 
 

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